Beton ist (scheinbar) kostengünstiger
Auf den ersten Blick kostet ein Holzgebäude im Schnitt rund fünf bis zehn Prozent mehr als sein Äquivalent aus Beton. Dafür gibt es einige Gründe, allen voran einen historischen: „Wir bauen seit gut 100 Jahren vorwiegend in Beton“, meint Michael Flach, Holzexperte und mittlerweile pensionierter Begründer des Lehrstuhls für Holzbau an der Universität Innsbruck. Das habe eine „Betonkultur“ etabliert: Beton wird in großen, kostenreduzierenden Massen produziert, bestehende Vertriebs- und Logistiknetzwerke machen ihn landläufig verfügbar und das Know-how, um ihn zu verarbeiten, ist gut etabliert.
Aber sieht man ein wenig genauer hin, ist die Rechnung ein Trugschluss. „Das beginnt bei der Logistik, der Lärmbelästigung und dem Zeitaufwand auf der Baustelle, die sich als versteckte Kosten oder Wertminderungen manifestieren“, sagt Flach: „Dazu kommen Entsorgungskosten beim Rückbau, die bei Beton enorm sind. Und von den Klimakosten sprechen wir dabei noch nicht einmal. Bei einer Gesamtkostenbetrachtung sähe das Resultat ganz anders aus.“
Nachwachsende Ressource
Ressourcenknappheit macht auch vor Baustoffen nicht Halt. Sand und Kies sind in manchen Ländern bereits jetzt Mangelware und müssen teuer importiert werden. Und selbst dort, wo sie verfügbar sind, hinterlässt ihr Abbau tiefe Spuren, die Bodenerosion und den Verlust von Lebensräumen vorantreiben. Holz kann dagegen nicht nur mit relativ geringen Eingriffen entnommen werden. Der Baustoff wächst auch nach und ist damit eine von wenigen komplett erneuerbaren Ressourcen im Bausektor.
Holzbau ist trocken und schnell
Betonieren ist nicht nur mit logistischem Aufwand verbunden, um Wasser und Materialien anzuliefern, sondern Verschalungen und Verkleidungen machen auch zusätzliche Arbeitsschritte vor Ort nötig. Sind die Strukturen einmal gegossen, müssen sie außerdem über Wochen trocknen und aushärten, bevor die Arbeiten fortgesetzt werden können.
Holzkonstruktionen entstehen dagegen im Trockenbau in Modulen abseits der Baustelle. „Das hat den großen Vorteil, dass wir zwei- oder sogar dreidimensionale Elemente bereits im Werk vorfertigen können, während das Fundament entsteht“, meint Flach. Vor Ort können diese Elemente dann in kürzester Zeit montiert werden. Das mache nicht nur die Arbeit deutlich einfacher, sondern verkürze auch die Bauzeit auf der Baustelle drastisch. „Für die Anrainer bedeutet das deutlich weniger Lärm- und Schmutzbelästigung, während Bauherren in merklich kürzerer Zeit ein Objekt zur Verfügung steht, das zum Beispiel Mieteinnahmen abwirft.“